Der „Brücke“-Tod – ein ungebetener Gast

Sehr viele Gäste frequentierten am 31. August noch einmal die „Brücke“. Seither ist der sozialökonomische Betrieb geschlossen. 21 Jahre lang hat der Verein Sozialzentrum Vöcklabruck als Träger einer gemeinnützigen GesmbH versucht, für Menschen eine „Brücke“ von der Langzeitarbeitslosigkeit in das Erwerbsarbeitsleben zu bieten. Viele Beschäftigte haben durch das Projekt Stärkung, Qualifizierung und den Wiedereinstieg in geregelte Arbeitsstrukturen erfahren. Es war ein erfolgreiches Sozialprojekt.

Das Team des Gasthaus “Zur Brücke”

Vom Arbeitsmarktservice wurde der Fördervertrag nicht mehr verlängert. Alle Bemühungen, über alternative Ideen und Konzepte die Fortführung der „Brücke“ doch noch zu ermöglichen, haben sich als nicht umsetzungsfähig erwiesen. Beim Rettungsversuch im zuständigen Ausschuss des oö. Landtages haben die Regierungsparteien ÖVP und FPÖ gegen die Weiterführung der Brücke gestimmt. Bemerkenswert dabei auch die Rolle der Landtagsabgeordneten Dr. Elisabeth Kölblinger: In Vöcklabruck redete sie für die „Brücke“ – in Linz war sie Wortführerin gegen die „Brücke“.
Wir sind traurig, weil Arbeitsplätze verloren gehen. 15 Vollzeit-Arbeitsplätze für Projektmitarbeiter und fünf Vollzeit-Arbeitsplätze für Fachkräfte.
Wir sind enttäuscht und traurig, weil das AUS für die „Brücke“ an der zu geringen Vermittlungsquote (92. Tag nach Beendigung des Dienstverhältnisses) festgemacht wurde und die anderen Werte nicht gesehen und gewürdigt werden: Fachkräfte und ProjektmitarbeiterInnen hatten eine sinnvolle Arbeit. Sie waren nach Kollektivvertrag angestellt, zahlten Sozialabgaben, haben sozialversicherungsrechtliche Ansprüche erworben und mit ihrer Kaufkraft die regionale Wirtschaft gestärkt. Arbeitslosengeld musste während der Anstellung im Projekt nicht bezahlt werden. Nicht zu vergessen der Wert und die Würde für die Menschen, die endlich wieder Arbeit hatten. Außerdem waren die Eigenerlöse der „Brücke“ immer sehr hoch, wodurch die Förderbeiträge des AMS verringert wurden. Geänderte politische Machtverhältnisse und eine geänderte Förderpolitik führen dazu, dass Menschen, die Unterstützung bräuchten, wieder vermehrt sich selbst überlassen bleiben. Es stirbt ein sinnvolles Sozialprojekt. Die Menschen, die Hilfe bräuchten, bleiben jedoch.
Ein großer Verlust ist der „Brücke“-Tod für die Stadt Vöcklabruck. 80 – 120 Mittagessen wurden pro Tag im Schnitt verkauft. Für viele VöcklabruckerInnen war es ein beliebter, attraktiver Treffpunkt. Wir haben ein echtes „Wohlfühl“-Wirtshaus verloren.
Ein großer Dank gebührt dem Brücke-Team, das in all den Jahren hervorragende Arbeit geleistet hat. Ich hoffe, dass alle wieder gute Arbeitsplätze finden.

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