Wo wachsen morgen unsere Erdäpfel?

Kein Boden – Kein Brot

Noch kommen unsere Kartoffeln aus Niederösterreich oder dem Sauwald. Doch die Landwirtschaftskammer und die Hagelversicherung warnen schon länger davor, dass der Selbstversorgungsgrad sogar bei Grundnahrungsmitteln zu sinken droht. Weil es immer heißer und trockener wird und unsere Landwirtschaft durch den Flächenfraß Wiesen und Äcker in großer Zahl verliert. Laut Daten der Hagelversicherung gingen in Österreich in den vergangenen zwei Jahrzehnten 130.000 Hektar fruchtbarste Böden durch Verbauung verloren. 72.000 Hektar davon waren Äcker. Alleine dadurch können wir etwa 480.000 Menschen jährlich weniger ernähren. Würde so weitergemacht wie bisher, würde es in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr geben, lautet der Weckruf.

Staatsmeister im Zubetonieren

In Oberösterreich verschwindet pro Tag (!) ein Hektar wertvolle Acker- und Grünflächen unter Beton und Asphalt. OÖ ist unrühmlicher Staatsmeister im Zubetonieren. Pro Kopf sind wir das Land mit dem größten Flächenfraß.
Ein Fall hat österreichweit für Aufregung gesorgt. In Ohlsdorf wurden trotz negativer Fachgutachten 190.000 Quadratmeter Wald umgewidmet und abgeholzt. Die versprochenen Arbeits­plätze gibt es bis heute nicht. Das Projekt kennt nur einen Gewinner, ein Bauunternehmer, der mit dem Weiterverkauf des Betriebsbaugebiets Millionen verdient hat. Verlierer sind das Allgemeinwohl und der Bodenschutz.

Lebendige Ortskerne

Keine Frage, der einfachste Weg ist, ein Betriebsgebäude oder einen Supermarkt auf die Grüne Wiese zu stellen. Viel einfacher, als ein bestehendes Gebäude oder eine Betriebsstätte zu adaptieren und für die neuen Zwecke anzupassen. Doch früher war das noch selbstverständlich, dass man nützt, was schon vorhanden ist. Das war zwar aufwendiger, aber dafür hatte man etwas bekommen, was Gemeinden damals ausgezeichnet hatte: Lebendige Ortskerne mit einer hohen Lebensqualität. Supermärkte und Gewerbeparks an der Landesstraße und am Kreisverkehr sind die Ursache dafür, dass im Ortszentrum die Rollläden runtergehen, die Nahversorgung und die Wirtshäuser zusperren und die Ortskerne aussterben. Das ist längst bekannt und trotzdem dürfen Betriebe in Oberösterreich weiter ungebremst auf die grüne Wiese bauen.

Flächenfraß stoppen

Daher stellt der Grüne Vizekanzler Werner Kogler zurecht die Frage, warum die ÖVP in Oberösterreich an vorderster Front der Blockierer eines wirksamen Bodenschutzes steht, während andere Landeshauptleute längst bereit sind, den Flächenfraß klar zu begrenzen. So oft haben die Landeshauptleute ihre Zuständigkeiten damit argumentiert, dass sie näher an den Problemlagen vor Ort dran wären als die Bundespolitik. Der Grüne Landesprecher Stefan Kaineder findet hier klare Worte, wenn er von Landeshauptmann Stelzer einfordert, diese Verantwortung endlich auch wahrzunehmen. In OÖ stehen rund 130.000 Wohneinheiten leer bzw. ist darin niemand gemeldet. Und in einem Land, in dem es enorme 11.200 Hektar gewidmetes, aber noch unbebautes Bauland gibt, versteht niemand, warum es nicht möglich sein soll, den jährlichen Flächenfraß gesetzlich zu begrenzen. Und auch verbindliche Vorgaben zu machen, dass zuerst brachliegende Gewerbeflächen und Leerstände genutzt werden müssen, bevor weitere Äcker und Wiesen umgewidmet werden. Dem unüberlegten Abholzen von Wäldern und dem Zubetonieren der Heimat muss endlich auch in Oberösterreich ein Riegel vorgeschoben werden.

Bodenschutz mag abstrakt klingen. Am Ende geht es um die banale Frage, ob wir noch genug Ackerfläche für die Erdäpfel oder Pommes auf unseren Tellern haben. Denn ohne Boden kein Erntedank.

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