
Alle wünschen sich eine lebendige Innenstadt: mehr Begegnung, mehr Vielfalt, mehr Leben. Gleichzeitig hört man häufig den Satz: „Früher war in der Stadt viel mehr los …“ Das stimmt – aber früher sind die Menschen auch öfter hingegangen.
Heute braucht es beides: Rahmenbedingungen, die urbanes Leben ermöglichen, und Menschen, die dieses Leben aktiv hineintragen. Petra Wimmer und Ulli Meinhart beleuchten das Thema aus zwei Perspektiven, die sich nicht widersprechen, sondern ergänzen. Denn eine Innenstadt belebt sich nicht von selbst – schon gar nicht, wenn alle auf die anderen warten.
Innenstadt braucht Gestaltung, Mut und gemeinsame Verantwortung
Kommentar von Petra Wimmer

Historische Stadtzentren stehen seit Jahren unter Druck: Leerstände, Abwanderung an den Stadtrand, Onlinehandel, steigende Kosten und große Einkaufszentren an der Peripherie. Diese Entwicklungen treffen nicht nur die Wirtschaftstreibenden – sie nehmen uns zentrale Einkaufs- und Begegnungsorte und reißen damit eine Lücke ins gesellschaftliche Leben. Wo Geschäfte schließen, verschwinden nicht nur Auslagen, sondern auch Begegnungen, Ideen und städtisches Flair.
In Vöcklabruck gibt es zahlreiche Beispiele und Debatten, die zeigen, wie stark eine lebendige Innenstadt vom Zusammenspiel vieler Faktoren abhängt. Schuldzuweisungen und Resignation bringen uns jedoch nicht weiter. Denn am Ende wollen doch alle dasselbe: eine lebendige, einladende Stadt.
Wer ist also gefragt, um dieses gemeinsame Ziel zu erreichen?
- Eine Politik, die nicht nur Verkehr regelt, sondern wirklich gestaltet und Raum für alle schafft.
- Unternehmen, die den Mut haben, Neues zu wagen, statt nur den alten Zeiten nachzutrauern – etwa durch gemeinsam beworbene Kernöffnungszeiten, die Kund:innen Planungssicherheit geben.
- Institutionen, die Angebote sichtbar machen und über die Stadtgrenzen hinaus kommunizieren.
- Eigentümer:innen, die faire Rahmenbedingungen schaffen, damit neue Ideen eine Chance haben.
- Macher:innen und Visionär:innen, die Leerstände und öffentliche Räume mit Leben füllen.
Nichts davon ist neu – aber alles davon bleibt notwendig.
Innenstadt lebt nicht von Konzepten – sondern von uns
Kommentar von Ulli Meinhart

Einkaufen in der Stadt ist mühsam. Kaum Parkplätze – und die kosten auch noch –, immer weniger Geschäfte, und online ist es ohnehin bequemer. Jammern geht schnell, Alternativen gibt es genug. Oder? Dabei ist die Innenstadt weit mehr als ein Ort zum Einkaufen. Sie ist Treffpunkt, Kulturraum und ein Stück Identität für Vöcklabruck.
Eine Innenstadt lebt jedoch nicht von Verkehrskonzepten oder Dauerbeschwerden. Sie lebt von Menschen. Von uns. Von allen, die hingehen: von jenen, die durch die Gassen spazieren, einen Kaffee trinken, im Geschäft ein paar Worte wechseln oder Kultur erleben. Von Begegnungen, die man nicht geplant hat – und die gerade deshalb besonders sind.
Belebung beginnt mit kleinen Gesten: einem Marktbesuch, einem Einkauf, einem Spaziergang durch die Stadt. Mit einem „Sehen wir uns heute in der Stadt?“ statt „Ich bestell’s schnell online.“ Ja, manchmal ist das anstrengender. Aber es lohnt sich.
Vielleicht ist es an der Zeit, das „Früher war einfach mehr los“ hinter uns zu lassen – und stattdessen wieder öfter selbst hinzugehen.
Denn wer eine lebendige Innenstadt will, muss auch hingehen. So einfach – und so wichtig – ist das.