
Mobilität ist einer der zentralen Bereiche der Klimastrategie für Vöcklabruck – jener Strategie, die wir 2022 initiiert, gemeinsam mit der Bevölkerung erarbeitet und 2023 einstimmig beschlossen haben. Gerade hier tragen wir als Gemeinde eine große Verantwortung: Jede verkehrspolitische Entscheidung wirkt nicht nur unmittelbar – etwa durch Tempo, Lärm oder CO₂-Ausstoß – sondern beeinflusst auch das Verhalten der Menschen langfristig.
Ein wichtiger Faktor ist der sogenannte induzierte Verkehr. Schaffen wir mehr Autostellplätze, erleichtern wir Autofahrten oder versiegeln wir zusätzliche Flächen, steigt zwangsläufig auch der Autoverkehr. Das geschieht nicht aus Absicht, sondern weil Infrastruktur nachweislich Nutzung erzeugt. Umgekehrt gilt: Je sichtbarer und attraktiver wir das Zu-Fuß-Gehen, Radfahren oder den öffentlichen Verkehr gestalten, desto häufiger werden diese Angebote genutzt.
Derzeit bewegen wir uns leider nicht konsequent in die richtige Richtung. Zwar haben wir in vielen Bereichen Vöcklabrucks Tempo 30, was die Sicherheit erhöht und dem Klimaschutz dient. Gleichzeitig investieren wir aber kaum in Infrastruktur für den nicht-motorisierten Verkehr oder für den öffentlichen Verkehr. Stattdessen ermöglichen wir zusätzliche Parkflächen, öffnen Wohnstraßen und Fußgängerzonen für den Autoverkehr oder erweitern versiegelte Flächen. Damit verstärken wir genau jene Entwicklungen, die unsere Klimastrategie eigentlich bremsen soll.
Ja, Vöcklabruck befindet sich in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten. Die Klimastrategie hat daher weder bei allen politischen Fraktionen noch in der Verwaltung Priorität. Investitionen sind minimal, und selbst vollständig geförderte Projekte stoßen auf Widerstand, weil sie administrativen Aufwand verursachen. Trotzdem ist klar: Klimaschutz und Klimawandelanpassung sind nicht optional. Jede Verzögerung führt später zu höheren Kosten, stärkeren Belastungen und weniger Handlungsspielraum.
Für eine nachhaltige Mobilitätsentwicklung braucht es daher beides: klare Regeln wie Tempo 30 und eine Infrastruktur, die aktive Mobilität wirklich ermöglicht – also sichere Radwege, gut gestaltete Wegeführungen, attraktive Aufenthaltsräume und ein Bewusstsein dafür, dass Verkehrspolitik immer weitreichende Auswirkungen hat.
Thomas Koller