Laubbäume sind wesentlich für die Stabilität des Ökosystems Wald in unseren Breiten.
„Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen!“ – das sagt man, wenn man im Wald vom Gewitter überrascht wird. Eichen leiten bei Regen Elektrizität besser, weil ihre Rinde rauer ist und somit mehr Wasser zur gleichen Zeit an ihr abrinnt. Ob bei Blitz und Donner unter Eichen wirklich höheres Risiko als unter Buchen besteht, kann zwar wissenschaftlich nicht bestätigt werden, was aber ohnehin egal ist, weil man in manchen heimischen Wäldern wohl mehr Strecke hinter sich bringen muss, als man bei Gewitter zwischen den Bäumen laufen möchte, um eine der beiden Laubbaumarten überhaupt zu finden.
Dabei wäre natürlicherweise 90% der Fläche unterhalb von 1200 m hierzulande ausschließlich von Laubwäldern bedeckt – was nicht nur der besten Art und Weise entspricht, CO2 zu binden und die Landschaft abzukühlen, sondern schlicht und einfach das ist, worauf hiesige Pflanzen, Tiere und Pilze spezialisiert sind.
So findet man auf Eichen über 400 Insektenarten, die dort ihr Lager aufgeschlagen haben und für die der große starke Baum die Speisekammer darstellt. Auf Nadelbäumen gibt’s nur einen Bruchteil davon.
Problematisch wird es, wenn aus dem Herkunftsgebiet der standortfremden Bäume nur einzelne Begleitpassagiere mitreisen. So können Miniermotten und Borkenkäfer zum Festmahl an Kastanien und Fichten aufrufen. In den natürlichen Umgebungen würde eine solche Fete schnell von konkurrierenden Insektenarten gecrasht werden, die dann ganz genüsslich die Käferchen von den Bäumen herunterfuttern können. Und die wiederum würden dann von anderen Tierchen gefressen werden. Natürlich gewachsene heimische Laubbaumarten sind enorm soziale Lebewesen, die im Familienverbund unterirdisch über Pilzgeflechte zusammenwachsen und dadurch sogar kommunizieren können. Über dieses „wood wide web“ warnen sie sich gegenseitig vor unterschiedlichsten Gefahren, was natürlich erheblich zur Stabilität des Ökosystems beiträgt.
Thomas Koller